Grab No. 26

Joseph Conrath, geboren am 8. November 1769 in Wolfsberg bei Schluckenau, gestorben am 23. Juni 1832 war mit Barbara Piesche geboren am 9. August 1774, gestorben am 30. Mai 1843, Tochter des Glashändlers Piesche, vermählt.

Der Ehe entsprossten folgende Kinder:

  • Joseph geb. am 19. Feber 1800 gest. am 21. Mai 1853, vermählt in erster Ehe mit Maria Anna Hesse, in zweiter Ehe mit Josefine Zahn.
  • Carl geb. am 12. Dezember 1803 gest. am 28. Juli 1850, verheiratet mit Julie Heller aus B. Leipa.
  • August, vermählt in erster Ehe mit Anna Schreier in zweiter Ehe mit Marie Schreier.
  • Emanuel geb. am 17. August 1809 gest. am 17. Juni 1893, verh. mit Emilie Horn geb. am 27. August 1816 gest. am 12. April 1888.
  • Emilie verh. in erster Ehe mit einem Gleichenberger, in zweiter Ehe mit Prof. Clar aus Graz.
  • Eine Tochter war mit August Stolle in Bremen verheiratet.
  • Maria Josefa vermählt mit Clemens Knechtel geb. am 23. Juni 1802 gest am 10. Mai 1859.

Er war der Sohn des Leinenhändlers Franz Conrath in Wolfsberg bei Schluckenau und der Marie Hesse, ebenfalls aus Wolfsberg.

Joseph Conrath kam vor dem Jahre 1790 von Wolfsberg wo seine Eltern einen schwunghaften Leinenhandel betrieben, nach Steinschönau, angelockt durch die schöne Verdienstmöglichkeit und dem intressanten Gebahren des Glashandels.

Nebst einigen Mitteln brachte der junge Mann eine grosse Arbeitskraft in sich mit nach Steinschönau. Sehr bald war er eingearbeitet, und wenn auch aller Anfang schwer ist, so wurden die Schwierigkeiten nicht allein durch Tatkraft, sondern auch durch seine intelligente Frau überwunden.

Sie, Barbara, des Glashändlers Piesche Tochter nahm ihre Manne die schriftlichen Arbeiten des Geschäftes ab. Auch in seinem erfahrenem Schwiegervater hatte er einen guten Freund und Berater gewonnen, der seinen grossen Fleiss vorteilhaft unterstützte.

Joseph Conrath befasste sich ausser der Herstellung von Gläsern aller Art auch mit der Herstellung von Kronleuchtern. Er hatte seine Handlung im Hause No 273 in der Alleestrasse, das er sich erbaute. Dasselbe wurde bald zu eng und nach einigen Jahren wurde das für die damalige Zeit grosse Geschäfts- und Wohnhaus No 332 am Ortseingange erbaut.

Seine Söhne besuchten die Klosterschule in B. Leipa und die Handelsschule in Leipzig. Bei den Fachstudien wurde die Vervollkommnung der geistigen Bildung nicht vergessen.

Seine Söhne Joseph, geboren am 19. Feber 1800 der im Grabe No 27 begraben liegt, Carl, geboren am 12. Dezember 1803 der im Grabe No 29 liegt, Emanuel, geboren am 17. August 1809 sowie August unterstützten ihren Vater im Geschäfte in hervorragender Weise und sie überboten ihn bald in vielen Belangen.

Die Früchte der Arbeit war das stets wachsende Ansehen und die immer grösser werdende Ausdehnung des Unternehmens Joseph Conrath & Co.

Während sich die Söhne so dem väterlichen Geschäfte widmeten heirateten die Töchter angesehene Männer aus Bremen, Graz und Steinschönau. Von dem Fürsten Turn und Taxis wurde die Glashütte in Mühlau gepachtet, deren Betrieb der Sohn Carl leitete, der in Steinschönau das Haus No 221 besass.

Manch schöne Erfindung und die Ausführung neuer Arbeitsmethoden brachten die Fabrik und die Steinschönauer Firma zu immer besserem Ruf. Das Kristallrosa, zu welchem die Überfangzapfen aus Dukatengold selbst geschmolzen wurden, das annagelbe Glas, das der Schwager Clemens Knechtel zur Herstellung der Bernsteinsimitationspfeifenspitzen für sein Geschäft in Konstantinopel brauchte und all die zeitgemässen Neuheiten waren nur bei Conrath’s zu haben.

Die Herren Conrath standen aber nicht allein in ihrer Fabrikation, sondern auch durch ihre persönlichen vorzüglichen Eigenschaften an erster Stelle. Eine streng rechtliche Lebensauffassung und ein vornehmer Sinn zeichnete die Brüder gegenüber allen anderen Handelsherren aus.

Als im Jahre 1848 die revoltierenden Arbeiter ihre Bedingungen bekannt gaben, wurden die Arbeitslöhne der Firma Conrath als wünschenswert bezeichnet und von den Glashändlern dann auch akzeptiert.

Karl Conrath starb am 28. Juli 1850, Joseph am 21. Mai 1853. August übersiedelte nach Leitmeritz, wo er die Conrath’sche Mahlmühle betreute.

So blieb das ertragreiche Glasgeschäft durch viele Jahre dem Emanuel, bis die Vettern Joseph, Emanuel’s Sohn und Carl Anfang der sechziger Jahre in die Firma eintraten.

Es war eine Glanzzeit für das Glas gekommen, alle die Räumlichkeiten langten nicht zu, das Haus No. 310 gegenüber dem Geschäftshause wurde benützt um all die vielen Aufträge ausführen zu können.

In jener Glanzzeit für das Glas bildeten sich natürlich viele neue Firmen, wozu eine so günstige Zeit ja auch heraus forderte. Als aber das Geschäft abflaute, gab es eine grosse Konkurrenz, die Preise und vor Allem die Qualität drückend und verschlechternd, zwei Prinzipien, die der Firma Conrath fremd waren.

Wenngleich das so alte und angesehene Haus auch feste Qualitätskundschaft besass, die nirgends besser und vorteilhafter kaufen konnte, so machte sich, als die Preisfrage an erster Stelle gesetzt werden musste, ein Rückgehen der vorher steigenden Umsätze geltend.

Carl, ein tüchtiger Mustermacher, Fachmann und Verkäufer, starb im Jahre 1873, Emanuel kam zur irrigen Überzeugung, am Glase sei nichts mehr zu verdienen, und übersiedelte nach Prag.

So verblieb das ehemals so blühende Geschäft dem Teilhaber Joseph, der die Glasfabrik Mühlau stillegte und bei Herstellung von Qualitätswaren den alten Ruf wahrte, aber auch keinen seiner Neffen, auch nicht Carl, der Sohn seines verstorbenen Teilhabers, den er nach den Vereinbarungen eigentlich hätte aufnehmen müssen, in die Firma als Teilhaber aufnahm, welche Firma durch zeitgemässe Führung sicher bald wieder die alte Stellung eingenommen hätte.

Nach seinem Ableben am 22. August 1894 übernahm sein Sohn Joseph die Firma, welche im Jahre 1910 erlosch.

H. Palme 1935, S. 312

Grabdenkmal No. 26, aus Gusseisen sehr schön hergestellt.

Ein hoher, prismatischer, glatter Sockel, oben mit einem kräftigen Profil, trägt den Denkmalunterbau . Derselbe ist prismatisch, glatt und hat auf der Vorderseite ein aufgeschlagenes Buch mit der Inschrift:

„Tod trennt und vereint“.

Darunter zwei sich verschlingende Hände, dahinter ein Flammenschwert, das Ganze umgeben von 6 Sternen, aufgenietet.

Darüber befindet sich ein eiserner ornamentierter Laternenträger. Die Sterne waren einst vergoldet.

Ein kräftiges Gesimse führt zum schwach verjüngend zulaufenden Oberteile. Auf der Vorderseite desselben ist die Schriftplatte mit erhaben gegossenen und vergoldeten Buchstaben aufgenietet, die folgende Inschrift trägt:

„Dem Andenken guter Eltern, dem Vater Joseph Conrath geboren in Wolfsberg den 8. November 1769 gestorben in Steinschönau den 23. Juni 1832.

Der Mutter Barbara geborene Piesche geboren den 9. August 1774 gestorben den 30. Mai 1843.

Friede ihrer Asche“.

Darüber ist. ein Reliefenblem, darstellend auf Wolken ruhend das Kreuz, das Messbuch, den Anker und die Schalmei, darüber das Auge Gottes im Strahlenkranze.

Ein reich ornamentierter Friess bildet den oberen Abschluss des Denkmales. Darüber ruht auf einem kräftig ausladenden Blätterfriesse ein wuchtiges, sehr schön modeliertes Ornament•

Die Schrift und die Ornamente des Grabmales waren einstens blattvergoldet.

H. Palme 1935, S. 313-318