Grab No. 57

Karl Pietsch Meistergraveur und Fachlehrer wurde am 25. Mai 1823 geboren. Er starb am 28. Mai 1883. Karl Pietsch wir mit Theresia Lorenz verheiratet.

Der Ehe entsprossten folgende Kinder:

  • Antonia, geb. am 22. Dezember 1851, vermählt mit Josef Johne.
  • Karl geb. cm 15. Juli 1853, Graveur, gestorben in Zwiesel.
  • Emilie geb. im Jahre 1854, gestorben im Jahre 1864
  • Marie geb. am 20. August 1856, vermählt mit dem Gastwirte Heinrich Zinke.
  • Hermann geb. am 29. November 1857 gest. im Jahre 1921. Glasmaler, verheiratet mit Marie Palme.
  • Josef geb. am 8. Juli 1863, Glasmaler, vermählt mit Marie Klaus.
  • Otto, geb. am 24. October 1868, Graveur und Fachlehrer, vermählt mit Antonia Hackel.
  • Franz, geb. am 27. Juni 1870, Glasmaler, ledig.
  • Anna geh. am 22. Feber 1872, vermählt mit Josef Klinger, Glasmaler, gestorben im Jahre 1915.

Seine Eltern waren:

Ignaz. Pietsch, Lichtschalenmacher in Ullrichsthal und Theresia Zahn.

Seine Geschwister waren:

  • Wilhelm, Kugler, verheiratet mit Theresia Wurm.
  • Ignaz geb. am 6. Mai 1824 gest. am 3. Mai 1886 vermählt in erster Ehe mit Maria Anna Christel, in zweiter Ehe mit Helene Palme geborene Weidlich geb. am 12. Dezember 1838 gest. am 21. Dezember 1903.
  • Josef, Komis, verheiratet mit Marie Vetter.
  • Theresia, verheiratet mit Johann Walter, Kugler.
  • Eleonora, verheiratet mit Johann Pacher.
  • Karolina verheiratet in erster Ehe mit August Gürtler, in zweiter Ehe mit dem Gastwirt Franz Kittel.

Welch kleiner Grabstein für einen so grossen Künstler! Ohne ein Liebeszeichen, ohne Blume, vollständig verlassen steht er in der Ecke des Gottesackers. Sein Grab war in der Mitte des Friedhofes und wurde das Monument nach Auflassung desselben an die jetzige Stelle gebracht.

Seine Werke werden ihm ein ewiges Denkmal schaffen.

Karl Pietsch hatte ein schweres entbehrungsreiches Leben. Er war ein eher kleiner oder mittelgrosser Mann, schlank, bei aller Bescheidenheit auch selbstbewusst und teilte sein Leben in seine grosse Kunst, seine Familie, die zahlreich war, und in die Liebe zur freien Gottesnatur. Er war immer etwas ängstlich und musste zufolge der Verhältnisse sehr sparsam sein.

Sonntags aber ging er gerne in gute Gesellschaft und war bei einem Glase Bier und seiner Pfeife fröhlichen Sinnes.

Seine Söhne hatten alle eine künstlerische Ader von ihm geerbt und waren tüchtige Vorkämpfer für unsre Glaskunst.

Im Jahre 1863 baute er sich das kleine Haus No 398 in Steinschönau, wo er all seine grossen Kunstwerke schuf.

Seine grossen, unübertroffenen Graveurkunstwerke arbeitete er zur Firma J & L Lobmeyr nach Wien, die aus denselben reichlich Profit nehmen konnte.

Im Jahre 1871 reiste er nach New York um seinen Sohn Karl dort zu besuchen. Er arbeitete drüben viele schöne Gravouren.

Im Jahre 1880 erhielt er für seine Arbeiten als sichtbare Auszeichnung für sein grosses Kunstschaffen das silberne Verdienstkreuz mit der Krone.

Seine Gravierungen hatten alle eine feine Doucierung, der Volksmund nannte sie den Pietsch’schen Silberglanz.

Karl Pietsch war der beste Graveur seiner Zeit und wurde wahrscheinlich auch bis heute von keinem Anderen übertroffen.

Pietsch hatte viermal Lungenentzündung durchzumachen. Bei dem vierten derartigen Anfalle starb er am 30. Mai 1883, seine Familie in Not zurücklassend.

Möge dieser grosse Künstler stets als leuchtendes Vorbild gelten.

Von seinen grossen Werken ist wohl ausser einer sehr schönen Schale, die sich im Haidaer Museum befindet, nichts mehr in unserer Heimat vorfindlich. Karl Pietsch hatte von seinen Werken aber Gipsabgüsse genommen, deren einige in der Elias Palm’schen Glassammlung sich befinden, Die meisten derartigen Abgüsse aber, wurden beim Auszuge aus dem Hause No 398 von seinen Nachkommen auf dem Boden desselben zurückgelassen und gingen beim Brande des Hauses im Jahre 1927 zugrunde.

Besonders sein Sohn Otto, der ebenfalls ein ausserordentlich guter Graveur ist, pflegte seine Kunst weiter.

H. Palme 1935, S. 620.

Das Grabmonument No. 57 ist klein und unscheinbar in Form eines Renaissanceobelisken gearbeitet und wurde grau angestrichen. Die Schrift auf der etwas herausgearbeiteten Sandsteinplatte vertieft eingemeisselt und ohne Färbung. Dieselbe ist bereits sehr stark verwittert und lautet:

„Hier ruhet Carl Pietsch, Fachlehrer in Steinschönau“

(Das übrige nicht mehr leserlich.)

Über der Schriftplatte wurde auf kartoucheartig mit vertieftem Grunde bearbeiteter trapezförmiger Fläche die runde Porzellanplatte mit dem bunten Portrait des Verstorbenen in eingebrannter Fotografie angebracht.

Der obere Teil des Obelisken trägt auf der Vorderseite ein Kreuz auf vertieftem Grunde.

H. Palme 1935, S. 621-624.

Grab No. 57 vor und nach der Restaurierung 2018.