Das Haus No 69 in der Kamnitzerstrasse ist eines der vornehmsten Häuser von Steinschönau. Auf einem steinernen, hohen, sehr kostbaren Unterbaue erhebt sich das stockhohe Gebäude. Das Erdgeschoss ist ausser den südlich gelegenem Teile desselben, welcher die Räume C und D enthält, aus dicken Steinmauern errichtet, diese südlichen Wände sowohl, als der erste Stock ist aus Holz gefügt. Die Querbalken sind überall durch senkrechten Bretterverschlag verdeckt.
Die Parterrefenster des südlichen Hausteiles, welche im Holzbaue liegen, sind durch hölzerne Bogenstellungen ausgezeichnet, und ist diese Bogenanordnung im steinernen Teile des Erdgeschosses durch Verputzarbeit an der Strassenseite in flacher Art wieder holt.
An der Nordseite ist der Fussboden des Erdgeschosses und die Fensterendigung oben durch kräftige Verputzlisenen aussen hervorgehoben. Die Bogen über den Strassenseitenfenstern sowie die gleiche Anordnung über der Haustüre sind durch fächerartigen Reliefsverputz verziert.
Der Treppenaufgang zur Haustüre ist der vornehmste aller Steinschönauer Häuser. Das Podest vor der Haustüre, das unter sich die Türe in den Keller hat, welche, mit schöner Hausteinumrahmung, durch zwei Pilaster flankiert wird, hat zu seinen beiden Seiten die Freitreppen, die, erst an der Hauswand entlang, dann, im unteren Teile im schönen Bogen nach der Strasse zu ausbiegend nach abwärts führen. Der Podest wird durch ein schönes schmiedeeisernes Gitter gesichert und die beiden Treppen haben schöne Steinwangen.
Vor den Treppen befinden sich am Strassenrande vier mächtige Prellsteine, die oben eingegossene Eisenringe zum Anbinden von Zugvieh besitzen.
Die Strassenseite des ersten Stockwerkes ist durch Eckpilaster und zwei Pilaster in der Front selbst, in drei Teile geteilt. Die Fenster selbst haben einfache Holzleistenumrahmung.
In der Mitte des schönen Walmdaches ist ein grosser, auch architektonisch sehr schön wirkenden Dachkaffer angebracht.
Das Haus in seiner ursprünglichen Gestalt hatte den Hinteranbau, welcher die Räume J,K,V,U,W,X,Y und Z enthielt, sowie den Schupfen und Stall L noch nicht, und sind diese Hausteile erst von der Firma Joseph Zahn & Co errichtet worden.
Durch die schlicht gehaltene Haustüre A betrat man das wundervoll in der Proportion gehaltene Vorhaus B. Von diesem gingen die Türen in die Räume C und die sehr schön gewölbten E und F. Das Stübel D konnte durch das Zimmer C erreicht werden.
Am grossen Kamin AA lag die Küche G. Der Gang H führte zur Hintertüre und in die beiden Schupfen oder Lagerräume J und K. über einen schmalen Hofraum gelangte man in den Stall und Schupfen L.
Die Holztreppe M, welche sich oben zweischenkelig gabelte, führte in das Vorhaus des ersten Stockwerkes N. Von hier aus konnte man in die Zimmer O, P, S und R sowie in die Küche T gelangen. Das Stübel Q war durch den Raum P zugänglich.
An dem gangartigen hinteren Vorraume U lag eine Hinterwohnung bestehend aus den Zimmern W,X,Z und der Kammer Y. V war ein Abstellraum.
Über dem ersten Stocke lag ein grosser Doppelboden.
Das Haus No 69 war im Jahre 1772 im Besitze des Johann Franz Vogel, Glashändler, geboren im Jahre 1739, der mit seiner dritten Ehefrau .Rosalie Storm verwitwete Zahn, gestorben im Jahre 1779, die folgenden Kinder hatte:
- Franziska Juditha geboren im Jahre 1768.
- Franz Josef geboren im Jahre 1769, gestorben 1772.
- Florian Ignaz geboren im Jahre 1771.
In seiner vierten Ehe mit Maria Anna Ritter aus …. , geboren im Jahre 1758, gestorben 1820 hatte er folgende Nachkommen:
- Maria Anna geboren im Jahre 1780.
- Franz Josef geboren im Jahre 1783.
- Anton geboren im Jahre 1784.
- Maria Theresia geboren im Jahre 1785.
- Maria Josefa geboren im Jahre 1787, welche sich am 3. October 1814 mit Florian Horn vermählte.
- Juditha geboren im Jahre 1789.
Im Jahre 1817 erscheint der Sohn Franz Josef Vogel, geboren im Jahre 1783, Glashändler, als Eigentümer. Er hatte mit seiner Ehegattin Eleonora geboren im Jahre 1803 folgende Kinder:
- Franz geboren am 2. October 1828.
- Ferdinand geboren am 2. Mai 1830.
- Eleonora geboren am 30. August 1831.
- Rudolf geboren am 16. September 1833, gestorben am 20. April 1834.
- Karoline geboren am 25. April 1836.
Nach dem Tode des Franz Josef Vogel kam das Anwesen in den Besitz seines Bruders Florian Vogel, der es wegen des immer schlechter werdenden Geschäftsganges zwischen den Jahren 1848 und 1851 an Franz Zahn verkaufen musste. Dieser war am 20. Jänner 1823 geboren und starb ledig am 10. Feber 1858.
Im Jahre 1861 erscheint das Anwesen als Geschäftshaus der Firma Josef Zahn & Co. und war im Besitze des Inhabers dieser Firma, Wilhelm Zahn.
Im Jahre 1886 ist Sylvester Heinrich als Eigentümer des Hauses eingetragen. Nach dem Tode desselben wurden seine Söhne Richard und Friedrich Heinrich Besitzer der Realität, im Jahre 1900 ist Friedrich Heinrich Alleininhaber, der das Gebäude aber im Jahre 1920 wegen der schlechten Beendigung seines Geschäftes an seinen Gläubiger Franz Tomschik überlassen musste.
Im Jahre 1918 erwarb Stefan Rath, der Inhaber der Firma J & L Lobmeyr das Anwesen.
Palme 1935 S. 139-142