Mühlstrasse 95

H. Palme 1935, 79.
H. Palme 1935, 80.

Das Haus No 95 im Niederorte war ein großes, teils aus Stein, teils aus Holz gebautes Haus. Die Mauern um den Kamin, die vordere Erdgeschossmauer bei der Haustüre und die Umbauten hinten beim Abtritte waren aus Stein, der vordere Gang bestand aus Fachwerkbau, während die übrigen Innen- und Aussenmauern aus wuchtigen Querbalkenlagen ausgeführt waren. Die ersten beiden Fenster der südlichen Erdgeschosswand waren mit bogenartigen Balkenkonstruktionen umgeben, welche etwas vor die Hauswand vorsprangen. Der grösste Teil dieser Hauswand im ersten Stockwerke und die ganze östliche Wand war durch senkrechten Bretterverschlag ausgezeichnet. Auf der Hinterseite des Hauses war die Anordnung des Ganges und des Abtrittes recht malerisch gestaltet. Das Fenster im Gange neben der Haustüre, welche noch die altertümliche Hausnummer trägt, war vergittert.

Durch die Haustüre gelangte man in das Vorhaus A. Von diesem aus betrat man die Stube B und das Stübel C, welches wiederum eine Türe in den hinteren Gang F hatte.

D war die Küche, E ein Vorraum, durch welchen man die Geschäftsräume I erreichte. In diesen war der Manipulationsraum, die Verpackungsstelle und der Ort für die Schreibarbeiten vereint.

H war ein Abstellraum und G der Abtritt.

Die offene Holztreppe K führte in das Vorhaus L des ersten Stockwerkes. Die große obere Stube M, die beiden kleineren Räume Q und R waren wohl die Schlafräume der Inwohner. Der Raum O und der Vorraum N, bei welchem der Abtritt lag, waren Kammern.

Da das Haus fast immer zwei Parteien beherbergte, von welchen die Eine ein Glasgeschäft betrieb, war der Raum im Hause sicher als sehr beengt zu bezeichnen.

Nördlich vom Großen Hause war ein ebenerdiger Wirtschaftsschuppen errichtet.

Ein großer Baum im Hofe schafft ein malerisches Bild.

Im Jahre 1772 erscheint der Gärtner Christian Hükisch geboren im Jahre 1709 als Eigentümer des Anwesens. Er hatte mit seiner Ehefrau Veronica geboren im Jahre 1709 zwei Kinder: Anton, geboren im Jahre 1744 und Anna Rosalia geboren im Jahre 1756.

Nach dem Tode des Christian Hükisch übernahm im Jahre 1773 sein Sohn Anton (1744 +1781), welcher ebenfalls Gärtner war, das Haus. Er hatte mit seiner Gattin Maria Elisabeth geboren im Jahre 1746 eine Tochter Maria Elisabeth geboren im Jahre 1771.

Bereits seit einer Reihe von Jahren lebte Johann Christof Zahn als Inwohner mit seiner Familie in dem Hause, wo er eine Glashandlung betrieb. Nach seinem Tode im Jahre 1767 führte sein Sohn Franz Anton geboren im Jahre 1714, und nach dessen Tode wiederum nach dem Jahre 1780 dessen Sohn des gleichen Namens, geboren im Jahre 1762, die Glashandlung im Hause weiter.

Im Jahre 1781 ist nach dem Tode des Anton Hükisch seine Wittwe Hauseigentümerin. Dieselbe heiratet im Jahre 1782 Johann Christof Broda, ebenfalls Gärtner, der in der Gärtnerei ihres verstorbenen Mannes als Gehilfe angestellt gewesen war, und so wurde dieser Hausbesitzer.

Der Insasse Franz Anton Zahn geboren im Jahre 1762 hatte mit seiner Ehegattin Maria Elisabeth die folgenden Kinder:

  • Theresia, geboren im Jahre 1784.
  • Franz Anton geboren im Jahre 1789.
  • Maria Johanna geboren im Jahre 1791.
  • Juliana geboren im Jahre 1794.

Im Jahre 1794 kaufte der Insasse Franz Anton Zahn das Anwesen und betrieb sodann neben seiner Glashandlung auch eine Gärtnerei.

Im Jahre 1817 stirbt Franz Anton Zahn und sein Sohn Franz Anton geboren im Jahre 1789 übernimmt das Anwesen. Er hatte mit seiner Frau Maria Theresia die folgenden Kinder:

  • Franz geboren im Jahre 1817.
  • Theresia geboren im Jahre 1819.
  • Josef geboren im Jahre 1823.
  • Emanuel geboren am 30 Juli 1825.
  • Eduard geboren am 2. April 1829, Rechtsanwalt in Prag.
  • Maria Josefa geboren am 19 Jänner 1833, verheiratete Palme aus dem Hause 401.

Das Haus No 95 blieb nun fortgesetzt im Besitze der Zahnschen Familie bis dasselbe nach dem Kriege samt dem großen Grundkomplexe seitens der Stadtgemeinde Steinschönau von der Familie Zahn käuflich erworben wurde.

H. Palme 1935, S. 81-83.