Uferstraße 136

H. Palme 1935, S. 420

Das Haus No 136 in der Uferstrasse ist ein herrschaftliches Holzhaus. Die Fenster des Erdgeschosses sind durch hölzerne Bogenstellungen hervorgehoben, deren Pfeilern im ersten Stock kleine Pilaster entsprechen.

An den Hausecken befinden sich verzierte Pilaster im Erdgeschosse und im ersten Stockwerke. Die beiden Giebelseiten des Walmdaches waren mit Schiefern belegt.

H. Palme 1935, S. 421
H. Palme 1935, S. 422

Ein schöner Stiegenaufgang führt zur Haustüre B. Durch dieselbe gelangt man in einen Vorraume im angebauten Gange, von welchem auch der Zugang zum Nebenhause sich befindet.

Durch die Türe C gelangt man in das schöne Vorhaus D.

H. Palme 1935, S. 15

Links sind in demselben die Tür in die Stube E und die Küche K, welche sich bei der Feueresse J befindet. Das Stübel F, das den Zugang von der Stube E aus hatte, sowohl als auch die Küche sind später durch einen Ausbau des Erdgeschosses vergrössert worden.

H war ein Gewölbe zur Aufbewahrung von Speisen, G eine Kammer als Abstellraum benützt. Der Gang L führte zum Abtritte M.

H. Palme 1935, S. 423
H. Palme 1935, S. 20

Die Holzstiege, deren Umrahmung im Erdgeschosse durch beiderseitige feine Steinornamentierung hervorgehoben erscheint, führte in das Vorhaus V des ersten Stockes. Die Stiege U teilte sich oben und lief in zwei Schenkeln aus. Vom oberen Vorhause betrat man die Zimmer W und X, durch dieses wiederum die Stube Y.

J sind die beiden Rauchfänge, Z ein kleineres Zimmer.

BB war der Abtritt des ersten Stockes, CC war die Bodenstiege. Neben dem Auftritte derselben war die Kammer Z/1.

H. Palme 1935, S. 424

Ein grosser Doppelboden lag über dem Hause.

Das Nebengebäude hatte im Souterrain durch ein Tor zugänglich die Wagenremise, DD, daneben war der Stall RR mit einem Futteraufbewahrungsraum FF dahinter.

Die Treppe N führte am Abtritt M vorbei in das Vorhaus O, von diesem betrat man die beiden Zimmer P und Q sowie die Küche R. T war die Stiege auf den Bodenraum des Nebenhauses.

Der Dachkaffer auf der Eingangsseite des Haupthauses hatte schöne blecherne Verzierungen.

H. Palme 1935, S. 23

An das Haus schloss sich ein gut gepflegter Garten mit einem hölzernen Lusthäus’chen. Die Beete waren im Biedermeierstil angelegt. Zaun und Zaunsäulen besassen ansprechende Formen.

Das Haus No 136 wird im Jahre 1772 als Eigentum des im Jahre 1712 geborenen Schmiedemeisters Melchior Robisch, der im Jahre 1777 beim Hufbeschlag von einem Pferde zu Tode getroffen wurde, bezeichnet. Er hatte mit seiner Ehefrau Anna Elisabeth geborene Palme, welche im Jahre 1716 geboren wurde, einen Sohn Anton. Dieser Sohn übernahm nach dem Tode seines Vaters die Schmiede. Er starb im Jahre 1792. Nach seinem Tode wird das Haus von seiner. Mutter als Verlassenschaftshaus geführt.

Dann muss die alte Schmiede abgebrannt sein oder wurde sie weggerissen, nachdem sie von Joseph Conrath käuflich erworben worden war. Conrath erbaute dann auf der Baustelle das oben beschriebene grosse Holzhaus, wie es heute noch erhalten ist. Joseph Conrath wohnte aber im Hause No 273 in der Alleestrasse.

Von Conrath erwarb im Jahre 1850 Anton Schimmel das Haus. Er wohnte mit seiner Familie darinnen und nach dessen Tode ging das Anwesen in den Besitz seines Sohnes August über, der es mit seiner Familie ebenfalls bewohnte.

Nach dem Tode des August Schimmel, als seine Witwe zu ihrer Tochter Anna in das Haus No 412 auf den Marktplatz übersiedelte, verkaufte sie das Haus No 136 an den Glashändler Josef Vetter aus dem Hause No 127, welcher dann mit seiner Familie nach No 136 übersiedelte und das Haus No 127 lediglich als Geschäftshaus benützte. Er wurde im Jahre 1833 geboren und war mit Antonia Günther, geboren am 11. Dezember 1836 vermählt. Dem Bunde entsprossten die folgenden Kinder:

  • Josef geboren am 31. März 1862
  • Franz geboren am 14. Dezember 1869.
  • Antonia geb. am 25.11. 1864, gest. am 9.6. 1928.
  • Emilie geboren am 28. Feber 1866.
  • Marie geboren am 31. Juli 1876.

Nach dem Tode des Josef Vetter am 8. October 1905 übernahm sein Sohn Josef das Haus und nach dessen Tode wiederum im Jahre 1928 kam das Anwesen in den Besitz seiner Ehegattin Anna, geborene Oppitz, welche es nun für ihre Kinder verwaltet.

H. Palme 1935, S. 425-427